Auf einem weißen Teppich und einer grauen Decke liegt die englische Ausgabe des Buches im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man das Cover einer Videokassette des Films "Captain Hook".

[Rezension] Die Chroniken von Peter Pan. Albtraum im Nimmerland

Die Chroniken von Peter Pan. Albtraum im Nimmerland – Christina Henry

Auf einem weißen Teppich und einer grauen Decke liegt die englische Ausgabe des Buches im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man das Cover einer Videokassette des Films

Verlag: Penhaligon | Seiten: 368
Originaltitel: Lost Boy: The True Story of Captain Hook | Übersetzer*in: Sigrun Zühlke
Erschienen: 2021

Kurzbeschreibung: Peter Pan Reloaded

Alle kennen die Geschichte vom spitzfindigen Peter Pan, wie er den grausamen Captain Hook hinter das Licht führt. Aber ist dies auch die wahre Geschichte?


Meine Meinung: Düstere Neuinterpretation

Die Geschichte von Peter Pan ist seit Kindheitstagen eine meiner Lieblingserzählungen. Als Kind wollte ich nie erwachsen werden – das hat leider nicht so ganz geklappt. Die Lektüre dieses Buches hat mich anfangs ein wenig in der Zeit zurückversetzt, aber ich bin ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt als ich gemerkt habe, dass das hier nicht der Peter Pan ist, den ich kenne. Dennoch hat mich diese düstere (und durchaus gewalttätige) Geschichte nachhaltig begeistert. So wie die Autorin Peter Pan porträtiert, habe ich noch nie über ihn nachgedacht. Wobei ich schon bei der Trickfigur gelegentlich dachte, einen leicht verschlagenen und hinterhältigen Gesichtsausdruck zu erkennen.

Ich hatte das Glück, die Buchausgabe zu lesen, auf der nicht sofort ersichtlich wird, um wen oder was es hier genau geht (der englische Untertitel verrät sehr viel und war glücklicherweise auf meiner Ausgabe nicht abgedruckt) – mir fehlte sozusagen der entscheidende Hinweis. Dadurch war ich bis zum Schluss unvorbereitet und habe nicht geahnt, was da genau auf mich zukommen würde. Als mir dann gegen Ende die Zusammenhänge klar wurden, habe ich ein paar Sekunden lang mit einer Mischung aus Schock, Unglauben und Begeisterung in die Luft gestarrt. Rückblickend war die Enthüllung natürlich mehr als offensichtlich. Aber ich freue mich, dass ich unwissend an die Lektüre herangehen konnte.

Einige Plot- und Wendepunkte kamen weniger überraschend als andere. Es hat mich sehr verblüfft, wie man auf knapp 300 Seiten eine so starke Nacherzählung und eine so mitreißende Geschichte schreiben kann, der es an absolut nichts fehlt. Zwar passiert relativ wenig, dafür liegt der Fokus sehr stark auf der Entwicklung der Figuren.

Die Geschichte ist insgesamt gut geschrieben und erzählt; sprachlich ist es nicht ganz so abgedroschen und klischeehaft wie man es von (manchen) YA-Romanen gewohnt ist. Die Erzählung ist sehr brutal und enthält explizit beschriebene Gewaltszenen. Der Autorin gelingt es durchgehend eine unheimliche, spannende und gruselige Atmosphäre zu erzeugen. Peter Pan, die verlorenen Jungs, Tinkerbell und Nimmerland werden in diesem Roman entromantisiert und die traditionellen Kategorien von Held und Bösewicht werden aufgebrochen und in Frage gestellt. Die Liebe kommt auch nicht zu kurz, wenn auch der Umfang ertragbar war.

Wenn ich bedenke, dass ich das Buch bereits vor ein paar Jahren auf meine Goodreads-Liste gesetzt habe, kann ich mir nur an den Kopf fassen, dass ich so lange gebraucht habe, das Buch auch tatsächlich zu lesen. Macht bitte nicht denselben Fehler wie ich, okay?


Mein Fazit: Was für ein Abenteuer!

Ich habe schon lange mehr keine Geschichte in der Hand gehalten, die sich nach einem richtigen Abenteuer angefühlt hat. „Lost Boy“ hat hier richtig ins Schwarze getroffen. Eine spannende und faszinierende Nacherzählung eines Klassikers der Weltliteratur aus einer unerwarteten Perspektive mit einer unheimlichen, albtraumhaften, aber verlockenden Handlung.


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