[Rezension] Die Poesie des Tötens

Die Poesie des Tötens – Fehringer/Köpf

Verlag: Pro-Talk | Seiten: 361
Erschienen: 2016

Kurzbeschreibung
Ein Serienmörder quartiert sich im Hause des erfolgreichen Ghostwriters Max West, seiner Frau Livia und ihrer Tochter Ella ein, damit dieser innerhalb von sieben Wochen die Biographie des Mörders schreibt. Das Druckmittel des Killers? Die Tochter von Max und Livia.

Meine Meinung
Dieser Thriller ist nichts für Zartbesaitete, denn er ist ist wirklich sehr blutig, etwas krank und einfach nur extrem. Er ist anders als gewöhnlicher Thriller oder Krimis, in denen ein Cop den Mörder jagt. Die Perspektive macht’s! In Die Poesie des Tötens zwingt ein Serienkiller den Ghostwriter Max West seine Biographie zu schreiben. Zu dieser Biographie gehören auch die detaillierten Schilderungen von fünf grausamen Morden. Es ist ein Roman in einem Roman über einen Roman. Der Thriller dokumentiert nicht nicht nur den Schreibprozess (wir schauen Max West genau auf die Finger), sondern auch das Morden an sich (der Leser ist hautnah bei den Mordern dabei). Man erhält so einen tiefen Einblick in die gestörte Psyche des Mörders. Ein Kriminalbeamter kommt auch drin vor, aber die Suche nach dem Mörder steht eher im Hintergrund. Die Art und Weise wie dieser Thriller erzählt wird, hat mich mitgerissen und fasziniert. Die Ausgangsidee bzw. der Entstehenshintergrund des Thrillers hat die Autoren zu einer sehr außergewöhnlichen Geschichte inspiriert. Alle Achtung.

Der Thriller wurde nie langweilig, obwohl sich einige Komponenten strukturell wiederholen. Aber sie erscheinen stets in einem anderen Licht. Die Handlung ist abwechslungsreich, gespickt mit Enthüllungen und Wendungen, die man so nicht erwartet hätte. Ich wurde immer wieder kalt erwischt. Die Autoren verspinnen Handlung und Figuren sehr geschickt und spannend miteinander, auch wenn, vor allem am Ende, der ‚Zufall‘ etwas zu sehr bedient wird. Nicht so ganz klar, waren mir die zeitlichen Übergänge von einem Tag bzw. von einer Woche zur nächsten. Der Wechsel zwischen den Aufzeichnungen eines Serienkillers und der restlichen Erzählung gestaltet sich mehr oder weniger nahtlos, nur selten holprig.

Bei den Morden ist mir häufig die Spucke weggeblieben, teilweise war es wirklich ekelhaft und grenzwertig. Brutal, aber trotzdem fesselnd. Mord vier ist mir dabei irgendwie ein bisschen zu kurz gekommen, vor allem was die Reaktionen von Außen angeht (Max und Livia, Polizei, Medien).

Die Hauptfiguren Max (der Ghostwirter), Livia (die Pyschiaterin und Max‘ Ehefrau) sowie Christopher (der Serienmörder) sind gut aufeinander abgestimmt. Livia wirkt am Anfang etwas blass und schwach, leider wie die ängstliche Ehefrau. Eine damsel in distres. Später fängt sie sich und entfaltet, meiner Meinung nach, trotzdem nicht ihr vollständiges Potential der Psychiaterin. Max erscheint vor allem am Anfang sehr großspurig und auch etwas überheblich, was ihn leicht unsympathisch macht. Aber die Begegnung mit Christopher wirft ihn komplett aus der Bahn und lässt ihn menschlicher erscheinen. Christopher toppt sie aber alle. Er ist genauso, wie man sich einen psychopathischen Mörder vorstellt (Gehabe, Handeln, usw.). Absolute Gänsehaut. Vor allem die Dynamiken, welche sich ergeben, wenn Christopher mit den anderen Figuren interagiert (Haupt- oder Nebenfiguren), sind sehr plastisch und realistisch.

Was mich etwas gestört hat, war die Tatsache, dass die Autoren extrem viel Wert auf Markennennung legen. Iphone hier, Ipad da, MacBook Air dort. Auch die anfänglich häufigen Vergleiche der Figuren mit irgendwelchen ViPs aus Hollywood haben mir nicht dabei geholfen, mir die Figuren besser vorzustellen. Das kam mir leider etwas einfallslos rüber. Die Idee ist zwar ganz nett und es wird auch geschickt in die Geschichte eingearbeitet, aber es wirkt einfach zu gezwungen.

Sprachlich und stilistisch ist der Thriller sehr gut ausgefeilt. Die Wortspiele sind den Autoren sehr gut gelungen und werden auch an den richtigen Stellen verwendet. Der wienerische Dialekt wird nicht überstrapaziert, auch wenn es anfänglich ein bisschen gewöhnungsbedürftig und gekünstelt war. Den Autoren gelingt es, jeder Figur ihre eigene Sprechweise und besondere sprachliche Eigenheiten zu geben. Das macht sie greifbarer als es irgendein Vergleich mit einem Hollywood-Schauspieler könnte.

Mein Fazit
Obwohl sehr brutal und blutig, ist er doch fesselnd. Die Poesie des Tötens hat mir sehr gut gefallen. Ich wollte gar nicht aufhören zu lesen. Für Thrillerfans genau das Richtige.

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