Das Foto zeigt den Roman Water Moon von Samantha Sotto Yambao auf einem dunklen Hintergrund. Um das Buch herum schweben Origami-Kraniche in bunten Farben.

[Rezension] Water Moon

Water Moon – Samatha Sotto Yambao

Das Foto zeigt den Roman Water Moon von Samantha Sotto Yambao auf einem dunklen Hintergrund. Um das Buch herum schweben Origami-Kraniche in bunten Farben.

Verlag: Penguin | Seiten: 384
Erscheinungsjahr: 2025

Kurzbeschreibung

In einer Gasse Tokyos liegt ein Pfandhaus, das sich nur für wenige Auserwählte beim Betreten als solches zu erkennen gibt: Nur denjenigen, die sich im Leben verloren fühlen, eine Lebensentscheidung zutiefst bereuen und diese am liebsten rückgängig machen würden. Genau das ermöglicht das Pfandhaus. Alle anderen betreten lediglich ein kleines Ramen-Restaurant. Als Hana Ishikawa an ihrem ersten Tag als neue Besitzerin des Pfandhauses erwacht, erwartet sie eine böse Überraschung: Der Laden wurden geplündert, eine der wertvollsten Lebensentscheidungen fehlt und ihr Vater ist verschwunden. Unerwartet betritt ein Fremder den Laden, der ihr seine Hilfe anbietet, das Rätsel hinter dem Verschwinden ihres Vaters und dem Fehlen der Lebensentscheidung zu lösen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise voller Wunder und Schrecken, die jegliche Rationalität außer Kraft setzt. Ein Abenteuer beginnt, das ihnen alles abverlangen wird.


Meine Meinung

Bei diesem Roman lautet das Motto: Der Weg ist das Ziel. Dieser Roman handlt von einer magisch-fantastischen Schnitzeljagd. Man fliegt auf einem Lied durch die Welt, spaziert durch eine Papiertür, wird an einem Ort zusammengefaltet und einem anderen wieder aufgefaltet, man springt durch Pfützen und man reist auf einem Gerücht. Die Orte, die man dabei besucht, sind genauso wunderbar wie die Fortbewegungsmittel: das Pfandhaus, die schwarz-weiß gezeichnete Welt des Tätowierers, das Museum of Education und die Mitternachtsbrücke.

Man fragt sich zwischendrin, wo diese magische Schnitzeljagd hinführen soll. Da ist so viel Zauberhaftes, Wunderbares, aber auch Finsternis, Verzweiflung und Mysteriöses mischen sich hinein, was dazu führt, dass man insgeheim die Wahrheit hinter alledem überhaupt nicht erfahren möchte. Viel lieber möchte man sich in dieser Welt verlieren. Man könnte die Welt mit dem Gesang einer Sirene vergleichen: wunderschön-verführend, aber gleichzeitig verdorben-gefährlich. Die einzelnen Etappen der Reise sind wie die Teile eines Puzzles, die sich langsam zu einem Ganzen zusammenfügen. Das Konstrukthafte konnte die Geschichte nicht ganz abwerfen.

Bei einer Schnitzeljagd wie dieser ist die Gefahr groß, dass man das Ziel aus den Augen verlieret. Gelegentlich wirkte die Handlung zerstückt und obwohl man viele Einblicke in diese faszinierende Welt erhält, sind diese Augenblicke zu kurz, um die Mechanismen der Welt zu durchdringen. Was in diesem Fall dem Ende leider zum Verhängnis wurde. Man weiß nicht so wirklich, wie die Welt funktioniert, weshalb das Ende ein wenig unbefriedigend wirkt und man irgendwie auf der Strecke bleibt.

Die große Enthüllung am Ende hat mich nicht so ganz unvorbereitet getroffen. Ich hatte so meine Verdachtsmomente, denen ich aber nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Wenn ich sie mehr hinterfragt hätte, wäre ich vielleicht selbst auf die Lösung des Rätsels gekommen. Aber so habe ich mir die Überraschung wenigstens nicht verdorben. Bei der finalen Erkenntnis habe ich mir trotzdem an die Stirn gefasst und einige Augenblicke ins Nichts gestarrt, um zu verstehen, was auf den Seiten gerade passiert ist und wie das Ganze nun zusammenhängt.

Gefallen hat mir der immer wieder auftretende Konflikt zwischen der Wissenschaft, des Verstands und Rationalität (dargestellt durch Keishin) auf der einen Seite und der Fantasie und der Irrationalität (dargestellt durch Hana) auf der anderen Seite. Als Leser*in muss man in Keishins Schuhen laufen und seine Ungläubigkeit mit jeder Etappe der Schnitzeljagd aufs Neue willentlich aussetzen. Daher war mir Keishin auch sehr nah. Hana bleibt auf Abstand, hat aber auch ihre warmen und zugewandten Momente. Dennoch lenkte das Drumherum zu sehr von den Figuren ab, was ich recht schade fand. Das, was sich zwischen den beiden entwickelt, fand ich unaufdringlich und hat sich auf sanfte und besondere Weise in die Handlung eingeschmiegt.

Mit ihrem nüchternen Schreibstil ohne viele Schnörkel gelingt es der Autorin eine unglaubliche Welt lebendig zu machen. Das Nüchterne des Schreibstils und das Poetische der erzählten Welt ergänzen sich nahtlos. Den zahlreichen Rückblenden zu Beginn der Geschichte und dann im Verlauf der Handlung wurde ich leider recht schnell überdrüssig, weil sie (absichtlich) viel Verwirrung stiften. Für die Konstruktion und für das Funktionieren des Plots sind sie allerdings essenziell.


Mein Fazit

In „Water Moon“ von Samatha Sotto Yambao taucht man in eine fantastische Welt ein, die alle Sinne anspricht. Die Welt kommt einem zwar filigran und romantisch vor, wartet aber mit düsteren Überraschungen auf. Man muss sich vor lauter Wundern die Augen reiben und aufpassen, dass man die Schatten nicht übersieht. Es ist lange her, dass ich dermaßen in eine Romanwelt abgetaucht bin und ich mich so dafür begeistern konnte. Absolute Leseempfehlung!


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