[Rezension] A Stroke of the Pen

A Stroke of the Pen – Terry Pratchett

Das Buch liegt auf einer grauen Decke und einem weißen, flauschigen Teppich

Verlag: Penguin Random House | Seiten: 256
Erscheinungsjahr: 2023

Kurzbeschreibung

Bei dieser Kurzgeschichtensammlung handelt es sich nicht um irgendeine, sondern um eine ganz besondere Sammlung. Es sind nämlich allesamt Kurzgeschichten aus der Feder des sehr jungen Terry Pratchett, die man für verschollen erklärt hatte. Dennoch soll in den Geschichten schon der Terry Pratchett hervorlugen, den alle so gerne lesen und lieben würden. Diese Kurzgeschichten hat Terry Pratchett in den 70er und 80er Jahren unter dem Pseudonym Patrick Kearnes in der Western Daily Press veröffentlicht. Die Geschichten wurden in minuziöser Kleinstarbeit aus staubigen Archiven wieder ans Licht gebracht.


Meine Meinung

Da Terry Pratchett im Fantasy-Genre eine Art Institution darstellt, ist es für mich als Fantasy-Fan fast schon peinlich zugeben zu müssen, noch kein einziges Buch von ihm gelesen zu haben. Daher dachte ich mir, dass ich mit einer Kurzgeschichtensammlung zum Einstieg nicht viel falsch machen könnte. Nach der Lektüre bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob dies ein kluger Schachzug war.

Obwohl mich die Geschichten teilweise schon sehr amüsiert haben und mich zum Schmunzeln gebracht haben, war der Humor insgesamt nicht so mein Geschmack. Daher gelang es mir nicht, zu vielen Kurzgeschichten einen Zugang zu finden. Der Humor und die Komik sind einfach sehr britisch und trocken. Der reiche Wortschatz, der dichte Erzählstil mit seinen Wortspielen und sprechenden Namen haben mir dagegen besonders gut gefallen.

Die Kurzgeschichten sind auf ganzer Linie fantastisch, aber auch absurd und die jeweiligen Handlungen bisweilen chaotisch. Bei zwei Geschichten war mir eine gerunzelte Stirn quasi ins Gesicht gemeißelt, nämlich bei „The Real Wild West“ (ich mag Western-Geschichten einfach nicht) und „The Quest for the Keys“. Dabei soll gerade letztere ein besonderes Schmankerl für Pratchett-Fans sein, da es eine „proto-Discworld Pratchett“ Geschichte sein soll, die sie als eine Art Vorlage für „The Colour of Magic“ verstanden werden kann. Da ich mich im Pratchett-Universum überhaupt nicht auskenne, ging der besondere Charme dieser Geschichte also komplett an mir vorbei. Und leider hat mich die Geschichte auch nicht neugierig auf Mehr gemacht.

Viele Geschichten spielen in Blackbury, einer fiktionalen britischen Kleinstadt, die auch in späteren Publikationen eine Rolle spielt. Einige dieser Blackbury-Geschichten, wie „Blackbury Weather“ (in Blackbury treten mysteriöse Wetterphänomene auf wie Hagelkörner in der Größe von Cricketbällen) oder „The Blackbury Jungle“ (über Nacht versinkt Blackbury in einem Dschungel) haben mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich während der Lektüre immer wieder auf weitere Blackbury-Geschichten gefreut. Blackbury und dessen Einwoher*innen sind sehr kurios und in ihrer Absurdität einfach nur sympathisch. Meine absolute Lieblingsgeschichte ist „The Fossil Beach“ (seltsame Fossilienfunde und Zeitreisen) – an diesen Strand würde ich auch gerne mal einen Ausflug machen.

Die Geister aus der Geschichte „Pilgarlic Tower“ (ein zerfallener Turm, in dem vier Geister hausen, soll abgerissen werden, um einer Autobahn Platz zu machen. Das können die Geister selbstverständlich nicht zulassen) haben mich ein klitzekleines Bisschen an die vier Hausgeister von Hogwarts erinnert. Hat sich da die Rowling etwa inspirieren lassen? Die Geschichte steht übrigens auch sehr weit oben auf meiner Favoritenliste.


Mein Fazit

Die posthum veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung „A Stroke of the Pen” von Terry Pratchett ist eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Lektüre. Obwohl ich mich durchaus amüsiert habe, mich das Einfallsreichtum, der Schöpfergeist und die Genialität des Autors beeindruckt haben, denke ich trotzdem, dass eingefleischte Pratchett-Fans viel mehr von dieser Sammlung haben als ich. Mir fehlte der Bezug, weshalb an mir wahrscheinlich viele Nuancen, Hinweise und Kontexte vorbeigegangen sind. Als Einstiegslektüre um den Autor kennenzulernen, ist diese Kurzgeschichtensammlung nicht unbedingt geeignet. In diesem Fall kann ich also wirklich sagen: „Es liegt nicht an dir, sondern an mir!“


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