[Rezension] Beauty Sleep

Beauty Sleep – Kathryn Evans

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Verlag: Usborne Publishing | Seiten: 438
Erschienen: 2019

Kurzbeschreibung
Laura Henley erwacht nach 40 Jahren aus einem kryogenen Schlaf, der ihr das Leben gerettet hat. Doch die Welt, in der sie erwacht, ist ganz anders als jene aus ihren Erinnerungen.


Meine Meinung
In den 1980ern einschlafen und im Jahr 2028 wieder aufwachen – das erwartet Laura Henley als sie in der Blackhurst Clinic aus einem tiefen Dornröschenschlaf erwacht. Das Potential, welches sich aus dieser Prämisse ergibt, ist fast unerschöpflich. Aber leider hatte ich das Gefühl, dass die Autorin als sie an die Planung und vor allem Umsetzung der Idee gegangen ist mit einem Schaumlöffel hantierte und nicht mit einer Schöpfkelle.

Denn es gibt so Vieles, was dieser Roman hätte ansprechen können; aber er beschränkt sich hauptsächlich auf Aspekte der Popkultur (Ach wie süß, Katzenvideos!), tote oder altgewordene Popstars und auf den (zugegeben) zer- und verstörenden Einfluss der Sozialen Medien (vor allem Instagram). Die von der Autorin gezeichneten Zukunftsdystopie kam mir nicht wie eine solche vor, sondern nur wie eine gesteigerte Version unserer heutigen Gesellschaft und Lebensumstände; allerdings ohne sich mit diesen richtig auseinanderzusetzen. Was ist mit den ganzen gesellschaftspolitischen Thematiken? Bspw. dem Klimawandel. Dieser wird auf humorvolle Art und Weise in einem Nebensatz abgehandelt. Da frage ich mich: Was weiß die Protagonistin überhaupt über den Klimawandel? Spielte das Ende der 80er überhaupt schon eine Rolle? Und welchen Schaden hat der Klimawandel bis 2028 angerichtet? Aber auch die Protagonistin nimmt all diese Neuerungen einfach nur zur Kenntnis. Sie hinterfragt nicht, und schon gar nicht kritisch. Sie runzelt höchstens mal mit der Stirn. Laura ist nicht neugierig, sondern interessiert sich nur für schon längst erloschene Popsternchen und ihre Familie. Die Ansätze sind da, aber die Autorin ist in der Umsetzung einfach zu oberflächlich geblieben. Dass die Geschichte in sehr naher Zukunft spielt, ist zwar einerseits gut, weil man so schneller in die Story einsteigt; aber andererseits auch etwas witzlos. Science-Fiction ist das für mich nicht – denn dazu gehört weitaus mehr.

Auch die wissenschaftlichen Aspekte auf welchen die Geschichte beruht, kommen viel zu kurz. Es kommen keine Erklärungen und es wird auch hier nicht hinterfragt. Ganz besonders gestört, hat mich die Tatsache, dass Laura sich überhaupt nicht wundert, nach 40 Jahren noch wie eine 16-jährige auszusehen. Das wird als selbstverständlich hingenommen und nicht kommentiert. Hä?

Die Figuren konnten mich leider auch nicht wirklich überzeugen. Sie kamen mir viel zu oberflächlich und kurzlebig vor. Bei manchen Figuren konnte ich nicht mal nachvollziehen, warum es sie überhaupt gibt und ständig erwähnt werden. Susan zum Beispiel: schlechtester Comic-Relief von dem ich je gelesen habe. Der, nennen wir ihn, in Ermangelung eines treffenderen Wortes, Freundeskreis Marsha, Keisha, Susan und Laura erschloss sich mir auch nicht so ganz. Die Mädels waren zwar versammelt, aber nicht wirklich vereinigt. Sie bildeten in meinen Augen keinen organischen und vor allem kein glaubwürdiges Ganzes. Shems Rolle war von Anfang an durchschaubar, das war leider einfach zu offensichtlich. Das heißt nicht, dass ich ihn nicht leiden konnte, aber die Art und Weise wie seine Geschichte erzählt wurde, wird ihm einfach nicht gerecht. Seinen Partner Scrag konnte ich hingegen sehr gut leiden. Mit Laura hatte ich auch meine Probleme, wie ich anfangs bereits geschrieben habe. Zwar war sie, neben Stacey und Miss Lilly, eine der wenigen wirklich greifbaren Figuren, aber so richtig ist der Funke nicht übergesprungen. Wofür ich der Autorin dankbar bin, ist, dass sie auf ein albernes Liebesdrama bzw. -dreieck verzichtet hat.

Wie gesagt, den Grundgedanken der Geschichte fand ich richtig fesselnd. Auch die zwielichtigen Ereignisse um die Blackhurst Clinic und Miss Lilly fand ich sehr spannend (aber nicht so spannend, dass sie die Bezeichnung eines „Thrillers“ rechtfertigen würden). Trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Das kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Geschichte nicht gut ausgearbeitet ist: weder stilistisch noch inhaltlich. Besonders, dass gegen Ende einfach ein Deus ex machina eingesetzt wird um die Auflösung herbeizuführen, ist mir negativ aufgestoßen und fand ich sehr lahm.


Mein Fazit
„Beauty Sleep“ ist ein unterhaltsamer, aber oberflächlicher „Science-Fiction-Thriller“ (ich würde es eher YA-Roman nennen, aber gut) mit extrem viel Luft und Potential nach oben. Für Zwischendurch, um sich berieseln zu lassen, absolut ausreichend. Aber für mehr taugt der Roman leider nicht. Ich bin gespannt, in welchem deutschen Verlag der Roman erscheinen wird.

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