[Rezension] Der Gesang des Gondoliers

Der Gesang des Gondoliers – William Goldman

Ilsilenziodeigondolierei

Verlag: Marcos y Marcos | Seiten: 141
Originaltitel: The Silent Gondoliers | Übersetzer: Dimitri Galli Rohl
Erschienen: 2019

Kurzbeschreibung
Luigi ist der beste und geschickteste Gondelfahrer Venedigs. Doch er kann nicht singen. Eine Erzählung über die Ereignisse, die dazu führten, dass die venezianischen Gondelfahrer aufhörten zu singen.


Meine Meinung
Im Original ist „Der Gesang des Gondoliers“ (The Silent Gondoliers) schon 1983 erschienen, aber ich habe die Geschichte erst jetzt für mich entdeckt – besser spät als nie! Dieses Buch erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern eine Legende, ein Märchen – eines, das mich von der ersten Seite an verzaubert hat.

Teilweise wollte ich es allerdings nicht wahrhaben, dass es sich nur um ein Märchen handelt, denn seitenweise habe ich dem Autor (fast) jedes Wort abgekauft und alles für bare Münze genommen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie es einige wenige Schriftsteller schaffen, mit ihren Worten die Grenzen zwischen Fiktion und Realität zu verwischen. Aber wer weiß, vielleicht ist ja doch so einiges wahr? Wenn es mich das nächste mal nach Venedig verschlägt, werde ich nach einem Gondelfahrer mit einem ‚dümmlichen‘ Grinsen Ausschau halten.

Ich bin dankbar dafür, dass es Geschichten gibt, die Lust darauf machen, selbst auf Spurensuche zu gehen; die einen zum Träumen bringen; die Fernweh verursachen; die einen an die Hand nehmen und nicht mehr los lassen. Geschichten, die ganz tief ins Herz gehen und dort bleiben. „Der Gesang des Gondoliers“ ist genau so eine Erzählung.

Das Märchen strahlt, trotz der turbulenten Handlung, Ruhe und Gelassenheit aus und drückt zuweilen eine anmutige Melancholie und einen unnachahmlichen Charme aus. Mit einer Mischung aus Witz und Ernst zeigt die Geschichte, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben, seine Träume zu verfolgen und um sie zu kämpfen; aber auch wie unerlässlich es ist, Veränderungen im Leben mutig entgegen zu gehen und anzunehmen.

Die Figuren, allen voran Luigi, wirken dermaßen lebendig, überzeugend und liebenswürdig, dass man beim nächsten Venedig-Besuch ganz fest damit rechnet, ihnen über den Weg zu laufen. Laura Lorenzini das schönste Mädchen Venedigs mit den grünen Augen und nachtschwarzen Haaren; Luigi mit dem dümmlichen Grinsen; il Piccoletto, der taube Gesangslehrer; oder Giovanni il Bastardo, der strengste Lehrer an der Akademie der Gondelfahrer. Sie sind alle einfach nur einmalig.

Ich habe fast gar nichts an dem Buch auszusetzen, außer dem Ende. Die Auflösung und Begründung des Rätsels um den Gesang der Gondelfahrer fand ich etwas mau und nicht unbedingt zufriedenstellend. Oder sagen wir es so: die Begründung(en) war(en) weniger romantisch oder magisch als erwartet. Auch mit der Notiz von S. Morgenstern zu Beginn des Buches konnte ich nicht viel anfangen, aber das liegt eher an mir bzw. daran, dass ich mit seinem anderen Werk „Die Brautprinzessin“ (noch) nichts anfangen kann.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch für mich ein magisches und zeitloses Jahreshighlight. Auch das Coverbild (von Vendi Vernić) sowie die Zeichnungen im Buch (von Paul Giovanopoulos) sind einfach wundervoll und passen perfekt zur Geschichte, weil sie das geschriebene Wort auf anmutige Weise ergänzen und der sowieso schon sehr realen Erzählweise einen Orkan von Lebendigkeit einhauchen (Ich habe die italienische Übersetzung aus dem Verlag Marcos y Marcos, 2018 gelesen).


Mein Fazit
„Der Gesang des Gondoliers“ ist eine ganz besondere Geschichte. Sie handelt von einer venezianischer Legende, die erzählenswert ist und Lust macht, nach Venedig zu reisen, ein Bier in der Taverne der Gondoliere zu trinken und einen Gondelfahrer um ein Lied zu bitten. Absolute Leseempfehlung.

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