[Rezension] Sommergäste

Sommergäste – Barbara Handke

Verlag: edition überland | Seiten: 143
Erschienen: 2019

Kurzbeschreibung
Einmal im Jahr füllt sich die kleine Pension am Kolk mit Leben, und zwar immer dann, wenn die Sommergäste das kleine Haus in Beschlag nehmen. Hubert unterstützt seine Mutter so gut er kann, doch als sie mit allen Mitteln versucht, ihn unter die Haube zu bringen, ist sein Unmut groß und Chaos vorprogrammiert.


Meine Meinung
In der Kürze liegt die Würze – so könnte das Motto der Erzählung „Sommergäste“ von Barbara Handke lauten. Die Geschichte ist erfrischend und zeichnet sich durch ihren einfachen (aber keineswegs simplen) Erzählstil aus, sowie durch eine komprimierte Handlung, die allerdings genug Platz für eine rührende und bedeutungsvolle Charakterentwicklung und jede Menge Gefühle Raum lässt.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die Figuren. Sie sind allesamt (na gut, fast alle) herzlich, tragen ihr Herz am rechten Fleck (meistens auf der Zunge) und erscheinen unglaublich lebendig. Der Leser bekommt durchaus das Gefühl, ein Teil der kleinen Sommergesellschaft zu sein. Unnötig zu erwähnen, dass ich in der Pension am Kolk gerne selbst mal Urlaub machen würde.

Hubert ist die Hauptfigur. Und der Erzählstil spiegelt seinen Charakter und sein Wesen perfekt wieder. Denn Hubert ist anders, denn er ist etwas langsamer im Denken. Und das führt zu urkomischen Szenen und Effekten, aber auch zu herzzerreißender Ehrlichkeit. Trotzdem entbehrt die Geschichte nicht einer gewissen Ernsthaftigkeit. Diese schlägt sich in der Mutter-Sohn-Beziehung nieder. Diese ist nicht gerade einfach, denn vor allem die Mutter ist wird von Schuldgefühlen fast erdrückt. Dennoch ist ihre Beziehung ehrlich, überzeugend und herzerwärmend.

Die Handlung ist facettenreich, schwungvoll und lebhaft. Klischees treiben sie voran, dadurch wirkt sie aber keineswegs unecht oder überladen. Es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Vertrauen und Betrug. Der Handlungsverlauf und –aufbau erinnerte mich ein klein wenig an eine Folge der Trash-TV-Serie „Mitten im Leben“. Aber nicht im negativen Sinne. Die Erzählung hat sehr viel mehr Stil, kein Fremdschämen oder Auslachen; sie lädt zum Mitfühlen und Mitlachen ein.


Mein Fazit
„Sommergäste“ von Barbara Handke ist die ideale Strandlektüre, angenehm zu lesen, ohne einerseits seicht, banal oder andererseits schwerfällig zu sein. Ein charmantes und ehrliches Sommerhighlight über die Unwägbarkeiten des Lebens. Die Erzählung ist zwar ein sehr kurzes Lesevergnügen, dafür aber im Herzen umso langlebiger.

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