[Rezension] Die Ehefrau

Titel: Die Ehefrau | Autorin: Meg Wolitzer
Übersetzer: Stephan Kleiner | Original: The Wife
Verlag: DuMont Verlag | Seiten: 270
Erschienen: 2016

Kurzbeschreibung
Auf dem Weg zur Preisverleihung des Helsiniki-Preise beschließt Joan Castleman ihren Ehemann, Joe Castleman, zu verlassen. Heute ist er ein berühmter Schriftsteller, früher war er Joans Dozent für Kreatives Schreiben. Für ihren Ehemann und seinen Erfolg hat sie vieles geopfert – nicht nur ihre Karriere, sondern auch sich selbst. Während des Fluges lässt sie ihre Ehe Revue passieren und deckt dabei haarsträubende Wahrheiten auf.

Meine Meinung
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht bekanntermaßen eine starke Frau. Aber das ist bei „Die Ehefrau“ noch stark untertrieben. Meg Wolitzer erzählt Joans Geschichte, eine herzenswarme und gütige Ehefrau eines erfolgreichen Schriftstellers. Es ist eine Abrechnung, die ihren Ehemann, ihre Ehe, ihre Kinder und das nicht allzu rosige Schriftstellertum zum Thema hat. Gleichzeitig auch ein herrlicher Bezug und Seitenhieb zu den Veröffentlichungen von Joans Ehemann.

Mal erzählt die Autorin Joans Geschichte mit junger naiver Stimme, mal mit erwachsener reifer Stimme. Mal ist die Erzählstimme unglaublich selbstbewusst, mal macht sie sich klein. Dabei ist sie unglaublich inspirierend: Joan lehrt uns (Frauen) unser Talent nicht zu verschwenden und/oder unter den Scheffel zu stellen; sie sagt uns, dass wir das Spiel der Männer mitspielen und ihnen nicht als Spielfigur dienen sollten.

Die Art und Weise wie die Autorin schreibt, ist unglaublich erfrischend, mit viel Witz und unterschwelligem Humor. Sie scheut sich nicht davor die Dinge beim Namen zu nennen. Gelegentlich ertappt man sich dabei, verschmitzt zu lächeln.

Das Geheimnis, das die Ehefrau versteckt, war gar nicht mal überraschend und dabei total einleuchtend. Des Rätsels Lösung hat bei mir eine Mischung aus Überraschung und Selbstverständlichkeit ausgelöst. Man hat erwartet, dass etwas nicht stimmt, dass etwas kommt, aber mit dem Abgrund, der sich öffnet, habe ich nicht gerechnet. Auch die Art und Weise wie Joan das Geheimnis enthüllt, fand ich genial. Sie knüpft dort an, wo man es am wenigsten erwartet. Dadurch, dass sich mehrere Zeitstränge überlagern, wird der Geschichte eine neue Dimension verliehen.

Auf mich hatte der Roman eine richtige Sogwirkung, ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Während der Lektüre hatte ich manchmal Schwierigkeiten, die Autorin von ihrer Hauptperson zu trennen. Ich weiß aber nicht so ganz warum. Ich hatte das Gefühl, dass sich zwischen der Ehefrau, der Autorin und mich als Leserin ein geheimes Einverständnis oder eine ironische Mittäterschaft gebildet hat.

Fazit
Anfänglich hatte ich das Gefühl, dass der Roman schwer zu bewerten sein würde, weil der Schreibstil der Autorin teilweise sehr erhaben, überlegen und Achtung gebietend erschien. Aber im Nachhinein bin ich schwer begeistert. Ich kann euch den Roman nur empfehlen. Ein starkes Buch für starke Frauen. Ich möchte definitiv mehr von Meg Wolitzer lesen, wie z.B. „Die Stellung“.

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