[Rezension] Fremd

Titel: Fremd
Autoren: Ursula Poznanski, Arno Strobel
Verlag: Rowohlt Verlag
Seiten: 393
Erschienen: 2015

 

Kurzbeschreibung
Als Erik Abends nach Hause kommt, wird er von seiner Verlobten Joanna gewaltsam attackiert. Es stellt sich heraus, dass sie ihn aus ihrem Leben und Kopf gelöscht hat – ohne es zu wissen. Wie kann das sein? Was steckt dahinter?

Meine Meinung
Die Grundidee, die diesem Thriller zugrundliegt, ist genial. Joanna erkennt ihen Verlobten Erik nicht mehr. Erik ist fassungslos und versteht nicht, was passiert ist. Der Leser wird mit einem Wechselbad der Gefühl konfrontiert (Drama baby, Drama!). Die Handlung schreitet wellenartig voran. Momente der Ruhe werden abgelöst von Momenten der Eskalation. Es ist ein Auf und Ab. Man ist hin- und hergerissen. Man regt sich mit den beiden Hauptfiguren auf, wählt eine Seite und im nächsten Moment wechselt man über. Dabei sind beide Figuren alles andere als sympathisch.

Erik nervt total, mit seiner (auf)drängenden Art und seinem Auftreten. Im nächsten Moment verhält er sich wie ein getretener Hund. Dabei denke ich mir, was erwartet er denn von einer Person, für die du ein komplett Fremder bist?! Bei Joanna hatte ich das Gefühl, dass sie eigentlich gar keine richtige Australierin ist, sondern, dass es sich bei ihrer Herkunft lediglich nur um einen Mittel zum Zweck handelt. Sie hatte dahingehend keine distinktiven Züge, Eigenheiten o. ä. Sie schien mir eigentlich wie eine stinknormale Deutsche, mehr nicht. Die Dynamiken zwischen den Figuren waren nur bis zu einem gewissen Punkt authentisch, häufig in ihrem Auftreten und Gehabe übertrieben. Aber insgesamt war es schon auszuhalten.

Die Handlung ist rasant, sehr dramatisch, unerwartet und etwas unlogisch. Warum Erik und Joanna nun Opfer dieses Gedächtnisverlusts geworden sind, weiß ich, aber irgendwie konnte ich es nicht so ganz abkaufen. Die Erklärung hat mich zumindest nicht zufriedengestellt. Der Verlauf der Geschichte ist geprägt von sehr viel Gefühlsduselei und eskalierenden Szenen. Teilweise fühlte ich mich in einen Actionfilm mit blockbusterähnlichen und effektheischenden Szenen hineinversetzt. Ich war noch nie dermaßen gestresst (sowohl positiv als auch negativ) beim Lesen. Puh.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus Joannas und Eriks Perspektive. Die Geschichte in der ersten Person zu erzählen, ergibt Sinn und hat mich dieses Mal (anders als bei den anderen Poznanski-Strobel-Thrillern) nicht gestört. Die Perspektive ist der Erzählung ja zweckdienlich. Gestört hat mich, dass zu Beginn eines Kapitels, die Geschehenisse der letzten Seiten des vorhergehenden Kapitels aus der jeweils neuen Perspektive wiederholt wurde. Einerseits ist diese Erzählweise schon sinnvoll, andererseits war es nervig, dasselbe zu lesen und dabei nichts Neues zu erfahren. Das hat gegen Mitte des Buches zum Glück nachgelassen. Insgesamt liest sich der Thriller wie von selbst und geht runter wie Butter. Das liegt vor allem an den extrem kurzen Sätzen und den kurzen Kapiteln.

Ich hatte von Anfang an eine ganz bestimmte Vermutung, die leider nicht aufgegangen ist. Um ehrlich zu sein, hätte ich meine Version der Geschichte dem eigentlichen Ende vorgezogen. Der Zug, auf den die Autoren mit ihrer Auflösung aufgesprungen sind, gefällt mir nicht und ist einfach nur unnötig. Es hatte auch meiner Meinung nach nicht mehr viel mit dem Ausgangspunkt zu tun. Ziemlich abgespaced das Ganze und in meinen Augen sehr weit hergeholt. Da war die Lust/ Luft ganz schnell raus.

Mein Fazit
Grundidee top, Umsetzung okay, Ende enttäuschend. Der Thriller ist gut, konnte mich aber nicht von den Socken hauen. Er ist auf jeden Fall ein Pageturner, bis man am Ende den Buchdeckel enttäuscht zuschlägt. Ich denke, dass ich erstmal keine Bücher dieses Autorenduos mehr lesen werde.

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