[Rezension] Tigermilch

Tigermilch – Stefanie de Velasco

Verlag: KiWi | Seiten: 280
Erschienen: 2015

Kurzbeschreibung
Nini und Jameelah sind beste Freundinnen, sie gehen durch dick und dünn. Doch plötzlich wird ihre gesamte Welt auseinandergerissen und ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.

Meine Meinung
Als ich in der Buchhandlung in das Buch reingelesen habe, hat mich der Stil zunächst etwas abgeschreckt. Ich habe das Buch erst bei einem zweiten Anlauf gekauft und darüber bin ich richtig froh, denn der Roman ist echt Wolke. Die unmittelbare Rede und die situationsnahen Beschreibungen sind erstmal gewöhnungsbedürftig. Man ist im Geschehen drin und man kommt irgendwie nicht mehr raus. Die Handlung nimmt einen gefangen und mir kam es so vor als würde mich die Erzählstimme an die Hand nehmen und sagen „Schau, das ist meine kunterbunte Welt; ich mal sie mir so wie sie mir gefällt“. Und dieses Gefühl in eine Geschichte einzutauchen ist unvergleichlich.

Aber die Welt der Mädchen ist nicht nur kunterbunt, sondern auch ziemlich unerhört und irgendwie erschreckend. Ich wollte Nini oft schütteln und sagen „Neeeein, das kannst du doch nicht machen!“ Entsetzen und Verwunderung haben sich bei mir regelmäßig abgewechselt. Irgendwie regiert das Chaos zwischen den Zeilen und die Handlung ist rasant. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt wortgewaltig, wie sich das Leben plötzlich gegen Nini und Jameelah stellt.

In einer kunterbunten Welten darf man die Graustufen nicht vergessen. Diese holen die beiden Mädchen im Laufe des Romans ein. Sie müssen sich mit Problemen auseinandersetzen, die in unserer Gesellschaft nicht ausgeblendet werden dürfen, sondern die thematisiert werden müssen (z.B. das Üben auf der Kurfürsten). Dies verleiht dem Buch seinen traurig-ernsten Charakter. In diesem Chaos lernen die Mädchen wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Obwohl das was Nini und Jameelah verbindet, alles andere als normal, harmlos oder gesund ist, ist ihre Freundschaft doch irgendwie beneidenswert.

Das Ende passt perfekt zum Rest des Romans und zum Leben, das leider nicht immer kunterbunt und perfekt ist. Aber vielleicht ist das auch gut so. Dass es sich bei „Tigermilch“ um einen Coming-of-Age Roman handelt (auch genannt Bildungs- oder Entwicklungsroman AHA!), zeigt schon der Titel, die Tigermilch. Die Mädels sind so wild wie Tiger, aber trotzdem noch so jung, obwohl sie denken, sie seien erwachsen. Die Tigermilch sorgt dafür, dass sie sich stark fühlen. Sie sorgt außerdem dafür, dass sie sich verändern. Die Mädchen glauben erwachsen zu sein, doch erst am Ende stellt sich heraus, ob sie es wirklich sind.

Mein Fazit
Ich fand den Roman sehr inspirierend und ich habe jede Menge Textstellen markiert, über die es sich lohnt nachzudenken. Ich würde fast sagen, dass dieser Roman zu meinen Jahreshighlights gehört.

Es wäre ganz falsch, wenn ich diesen Roman nicht empfehlen würde. Aber er ist sehr speziell, das gilt vor allem für den Schreibstil. Wenn man sich darauf einlässt, wird man die Leseerfahrung nicht bereuen. Dieser Roman ist für Leser, die etwas Unkonventionelles suchen und gerne mal aus der Reihe tanzen, dabei aber die ernsten Seiten des Lebens nicht aus den Augen verlieren.

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