[Rezension] In Kalabrien

In Kalabrien – Peter S. Beagle

Verlag: Klett-Cotta | Seiten: 164
Original: In Calabria | Übersetzer: Oliver Plaschka
Erschienen: 2018

Kurzbeschreibung
Claudio, ein in die Jahre gekommener Kalabrier, macht eines Tages auf seinem kleinen Bauernhof eine wahrhaft magische Entdeckung: Ein Einhorn ist bei ihm aufgetaucht und richtet sich häuslich bei Claudio ein. Daraufhin muss er sich mit den Medien und der Mafia auseinandersetzen, um das Einhorn zu schützen.

Meine Meinung
Es ist jetzt offiziell: Peter S. Beagle ist nicht nur rückwirkend der Held meiner Kindheit, sondern ist auch ein fester Bestandteil meines Erwachsenendasein.

Diese Geschichte des Einhorns hat mich in weiten Teilen an eine moderne Fabel erinnert. Obwohl die Tiere nicht personfiziert wurden oder wie Menschen handeln, hatten sie trotzdem etwas Menschliches an sich. Mensch und Tier sind sich in ihrem Verhalten gegenüber des Einhorns sehr ähnlich. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Geschichte den Leser belehren wollte bzw. Kritik an seiner Einstellung gegenüber der Natur übt und an seiner Überheblichkeit oder seinem Alleinanspruch über die Natur herrschen zu wollen. Aber bevor ich mich in etwaigen literaturwissenschaftlichen Analysen verliere – ein Gebiet, welches ich nach dem Bachelor hinter mir gelassen habe – fasse ich es so zusammen: Dieser Roman erzählt eine fabel- und märchenhafte Geschichte, mit modernen Elementen und ist gekennzeichnet von einem eher altertümlichen Klang.

Der Stil des Autors ist erhaben und magisch. Die Art und Weise wie Beagle das Einhorn beschreibt, ist einzigartig und atemberaubend. Nicht effektheischend oder klischeebehaftet. Das Einhorn wird nicht als etwas Besonderes dargestellt, sondern als etwas, das eins ist mit der Welt. Im Gegenteil zum Einhorn scheint der Mensch etwas Außergewöhnliches, etwas Absonderliches zu sein. Die Magie liegt eindeutig in den Beschreibungen des Einhorns. Z. B. beschreibt Beagle die Augen des Wesens wie „die Finsternis eines Nadelswaldes bei Mondschein“ (S. 18) oder das Einhorn selbst als „Spiel von Sternenlicht und Schatten“ (S. 22). Diese Worte sind eindringlich und reichen aus, um den Leser in seinen Bann zu ziehen.

Es fällt mir schwer die Geschichte mit diesem Wort in Verbindung zu bringen, aber die Geschichte ist romantisch. Damit meine ich nicht, dass sie kitschig ist oder mit Liebesromanen gleichzusetzen wäre. Die Romantik geht tiefer, ist vielschichtiger, rein und erhaben. Die Geschichte deckt vieles ab: Liebe und Sehnsucht, Kritik am Menschen, an seinem Umgang mit der Natur, an der Gesellschaft. Es finden sich Elemente des Unheimlichen und ebenso traumhafte wie übersinnliche Elemente. Auch hier schien mir die Geschichte stark an den literaturwissenschaftlichen Begriff der Romantik angelehnt zu sein.
Was mich zusätzlich noch begeistert hat, war, dass der Autor die Stimmung Süditaliens sehr gut eingefangen und zu Papier gebracht hat. Er zeichnet ein authentisches Bild mit schönen und hässlichen Seiten. Was mich beim Lesen etwas aus der Bahn geworfen hat, war gegen Ende, als Claudio sich in einen waghalsigen Kampf stürzt.

Mithilfe der zeitlosen und magischen Erzählweise habe ich mich beim Lesen richtig wohl und gut aufgehoben gefühlt. Genau wie bei ‚Zwei Herzen‘, war es auch hier wie nach Hause zu kommen. Das Einhorn war, ist und bleibt eines meiner Lieblingsfabelwesen.

Mein Fazit
Ich liebe die Geschichten von Peter S. Beagle. Eine Leseempfehlung geht raus an alle Einhorn-Fans der alten Schule.

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