[Rezension] Todeslieder

Todeslieder – Nina Rudt

Todeslieder

Verlag: DrachenStern Verlag | Seiten: 300
Erschienen: 2019

Kurzbeschreibung
Ivy ist die Tochter des Präsidenten von Rothdal. Die Welt steht ihr offen und sie könnte ein unbeschwertes Leben führen, doch als ihre kleine Schwester entführt wird, gerät sie an der Seite eines mysteriösen Diplomaten und einem geheimnisvollen Zirkusartisten zwischen die Fronten eines seit langem schwelenden und erbarmungslosen Bürgerkriegs zwischen Rebellen und Totenwebern.


Meine Meinung
Diesen Roman habe ich auf Instagram nur durch Zufall entdeckt. Und ich kann ehrlich sagen, dass ich sehr glücklich über diesen Fund bin. Ich war lange nicht mehr so begeistert und nachhaltig beeindruckt von einem Jugend-Fantasy-Dystopie-Roman. Das liegt daran, dass die Romane in diesen Genre kaum noch Überraschungen für mich bereithalten, sondern alles ein bisschen abgedroschen und durchgekaut ist. Doch dieser Roman ist anders. Er ist so gut wie klischeefrei, erinnert von der Atmosphäre und hinsichtlich einiger erzählerischer Elemente her trotzdem ein wenig an die „Divergent“-Reihe von Veronica Roth. Aber dennoch bringt der Roman dringend benötigten frischen Wind in diesen Genre-Mix. Die Autorin punktet hier vor allem mit der originellen Idee der Totenweber, die mittels Musik die Menschen hypnotisieren, manipulieren und töten können.

Ich bekam ganz schnell ein Feeling für die Figuren – vor allem für Jared, den geheimnisvollen Zirkusartisten. Aufgrund der lebendigen und dynamischen Dialoge und Interaktionen kamen mir alle Figuren sehr authentisch vor. Ivy ist zwar trotz ihrer priviligierten Stellung keine „Damsel-in-distress“, aber auch keine „Wonderwoman“, die plötzlich alles kann und jeden besiegen kann. Sie ist eine gute Mischung aus beidem mit einer großen Prise Normalität, hat Stärken und Schwächen und weiß mit diesen mal mehr, mal weniger gut umzugehen. Und natürlich gibt es auch ein bisschen Liebe, wie kann es auch anders sein, bei zwei attraktiven und zwielichtigen Männern? Aber diese bleibt dezent im Hintergrund und entwickelt sich ganz leise und nebenbei und nicht ohne viel Tamtam. Das hat die Autorin sehr gut gelöst und in die Story eingebaut. Zumal ein großes Liebesdrama einfach nicht zur restlichen (düsteren und ernsten) Handlung gepasst hätte.

Womit ich mich ein wenig schwer getan habe, war das Einfinden in die Welt von Rothdal. Ich hatte Schwierigkeiten, mir die Gesellschaft vorzustellen (gezogen auf das Stadtbild und sozio-ökon-polit-historische Zusammenhänge). Auch der grundlegende Konflikt zwischen Totenwebern und Rebellen war etwas verwaschen und ich hatte lange Zeit ein großes Fragezeichen im Kopf bzgl des Wieso-Weshalb-Warums. Zu diesen Themen hätte ich mir detaillierte Schilderungen gewünscht.

Die Handlung war durchweg spannend und unvorhersehbar. Man konnte miträtseln und eigene Vermutungen aufstellen. Einige der Wendungen kamen unerwartet, fühlten sich aber nicht unlogisch oder unglaubwürdig an. Während der Lektüre hatte ich durchgehend das Gefühl, dabei zu sein. Die Geschichte verläuft im richtigen Tempo: rasant und nüchtern, aber nicht hektisch. Vor allem der Showdown gegen Ende hat es ziemlich in sich und hat mich kurz sprachlos gemacht. Das Ende ist ein gutes Ende, einfach realistisch und fügt sich in das Gesamtbild ein. Auch hier: frischer Wind!


Mein Fazit
„Todeslieder“ von Nina Rudt ist ein über alle Maßen gelungenes Debüt für (junge) Erwachsene, das mich wirklich positiv überrascht hat und von dem ich nicht die Finger lassen konnte. Ich habe den Roman praktisch inhaliert. Absolute Leseempfehlung!

2 Kommentare

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