[Rezension] Das Antiquariat der Träume

Das Antiquariat der Träume – Lars Simon

Das Antiquariat der Träume

Verlag: dtv Verlag | Seiten: 320
Erschienen: 2020

Kurzbeschreibung
Nach nur zwei Wochen mit seiner großen Liebe Lina, erleidet Johan einen schmerzhaften Verlust. Seit dem schicksalhaften Tag erscheinen Johan verschiedene Literaturfiguren aus seinen Lieblingsromanen: Pippi Langstrumpf, Sherlock Holmes, William von Baskerville und noch einige andere. Gemeinsam helfen sie Johan durch diese schwere Zeit, bis es an der Zeit ist eine Entscheidung für die Zukunft zu treffen.


Meine Meinung
Wer auf der Suche nach einer seichten, romantisch-magischen Lektüre mit federleichtem „literarischen“ Einschlag ist, ist bei diesem Roman an der richtigen Adresse. Ich habe mich bei dem Roman leider ein wenig vergriffen. Eigentlich klang die Prämisse vielversprechend: Durch Gespräche mit Literaturfiguren aus Klassikern der Weltliteratur gelingt es dem Protagonisten Johan eine schwere emotionale Krise zu bewältigen. Schnell musste ich allerdings erkennen, dass es sich bei den Gesprächen eher um pseudo-metaphorisch-literarisches Geplänkel in einem sehr künstlich erscheinenden, hochtrabenden Ton handelte. Das ganze ist mit einer Magie verbunden, die irgendwie kaum Hand und Fuß hat, sondern eher als Mittel zum Zweck betrachtet werden kann. Ähnlich verhält es sich mit den literarischen Figuren. Nur dazu da, die (unlogische und gegen Ende leicht verwirrende) Handlung voranzutreiben. Unterhaltsam aber auch irgendwie lahm. Schöne Idee und einfallsreich, aber nicht überzeugend umgesetzt.

Obwohl ich noch nie einen Inga Lindstrøm Film geschaut habe, kam es mir vor, mittendrin zu sein. Die Handlung ist sehr kitschig und ab einem gewissen (frühzeitigen) Punkt vorhersehbar. Der Roman gibt vor, in Schweden zu spielen, allerdings hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, mich dort zu befinden. Es kam überhaupt kein charakteristisches Schwedengefühl auf. Die Beschreibungen waren zu generisch. Mit den menschlichen Figuren konnte ich generell wenig anfangen. Da gab es einfach zu wenige Anknüpfungspunkte und zu viele Ungereimtheiten (ein Verleger, der nicht weiß, was ein Literaturcafè ist – Hä?). Leider waren mir alle Figuren unsympathisch.

Genervt hat mich ganz besonders das Frauenbild, also wie der Autor über (cis) Frauen(körper) schreibt. Man merkt, dass der Roman von einem Mann geschrieben wurde. Aerobic-Hintern und das kleine Schwarze sind an der Tagesordnung. Hauptsache die Frauen sind jung und attraktiv und wirken sonst wie verletzlich. Auch bei abgedroschenen Phrasen wie „Du weißt doch wie Frauen sind“ oder „Was will man mehr [außer einer jungen, attraktiven und finanziell unabhängigen Frau]?“ konnte ich nur die Augen verdrehen und ungeduldig weiter blättern. Warum schreibt man auf so eine abwertende Art und Weise über seine Hauptzielgruppe? Kurz habe ich mir überlegt, ob dieser Ausdrucksweise eine besondere erzählerische Funktion zukommt, da sie vermehrt im mittleren Teil der Erzählung vorkommt, in der der Protagonist vom Friede-Freude-Eierkuchen-Land in die verruchte und verführerischer Stadt kommt? Möglich, fragwürdig, wenig überzeugend, weil sich diese Ausdrucksweise nicht auf diese Partien beschränkt.

Apropos Literaturcafé. Obwohl mich der Roman nicht überzeugen konnte, würde ich Johans Literaturcafè Singoalla dennoch gerne mal einen Besuch abstatten und ein Stück des Cyrano-de-Bergerac-Kuchens probieren. Das Konzept fand ich sehr authentisch und liebevoll durchdacht.


Mein Fazit
Ein wenig anspruchsvoller, romantisch-„magisch“-kitschiger Liebesroman mit eigentlich ansprechender Ausgangsidee für die lauen Sommerabende, an denen man nicht viel denken sondern sich einfach nur berieseln lassen möchte.


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